Die DILO Armaturen und Anlagen GmbH mit Hauptsitz im schönen Allgäu ist ein Hidden Champion im Sonderanlagenbau für emissionsfreies Management und Handling von Gasen, z. B. SF6-Gase. Mit Vertretungen in über 80 Ländern liefert das Unternehmen nicht nur weltweit Lösungen für das professionelle Aufarbeiten, Mischen und Absaugen von Gasen, sondern ist auch global als Technologieführer dieser Sparte bekannt – eine Expertise, die sich auch in den Kundentrainings widerspiegelt:
„DILO ist nicht nur ein Anbieter von Produkten, unser Know-how und Erfahrung werden von sehr vielen Kunden auch als wichtige Ressource für ihre eigenen Mitarbeiter gesehen. Hier gehen unsere Vision „ONE VISION, ZERO EMISSIONS“ mit unseren hochmodernen, qualitativ hochwertigen Produkten und das Bildungsangebot an die Kunden Hand in Hand: Denn nur wenn ich weiß, warum und wie ich ein Gerät bedienen muss, kann ich das ganze Potential nutzen und emissionsfrei die verschiedenen Isolationsgase handhaben“, erklärt Ulrich Ammer, Vertriebsleiter und Projektverantwortlicher bei DILO.
Bis zum Frühjahr des Jahres 2020 absolvierte das Team von DILO rund 560 Trainingstage bei ihren Kunden vor Ort oder im eigenen Trainingscenter in Babenhausen und schulte so rund 2.500 Teilnehmer:innen jährlich im Umgang mit SF6-Gasen oder in der Verwendung der DILO-eigenen Produkte. Der erste Lockdown im März 2020 brachte diese Trainings und damit auch ein wichtiges Vertriebsinstrument urplötzlich zum Erliegen. Wie in so vielen Unternehmen galt es jetzt, Alternativen zu finden.
DILOs Vorteil dabei war es jedoch, dass sie sich bereits vor der Pandemie und den daraus entstehenden Reisebeschränkungen entschieden hatten, das Trainingskonzept zu modernisieren und die ortsgebundenen Präsenztrainings um digitale Trainingsformate zu ergänzen.
Die Motivation dafür kam aus verschiedenen Richtungen:
- In erster Linie geht es DILO darum, einer immer deutlicher werdenden Nachfrage auf Kundenseite nachzukommen: Nämlich Trainingsformate anzubieten, die gut und einfach in den Arbeitsalltag der Kundenmitarbeiter:innen integriert werden können und die dadurch ein regelmäßiges, 24/7 verfügbares und gleichzeitig praxisnahes Lernen ermöglichen.
- Die E-Learning-Einheiten sollen außerdem einen zusätzlichen digitalen Touchpoint zum Endkunden bieten. DILO erhofft sich davon, nicht nur den After-Sales-Markt langfristig zu stärken, sondern die Kundenbindung und -zufriedenheit über alle Produktlebensphasen zu erhöhen.
- Hinzu kommt der Wunsch, die Modernisierung des Trainingskonzepts parallel auch dafür zu nutzen, die von DILO bereits seit Jahren in Deutschland erfolgreich durchgeführten SF6-Zertifizierungen in Zukunft auch global unter Anwendung der europäischer Standards auszurollen.
- Und schließlich war es DILOs erklärtes Ziel, Reiseaktivitäten zu reduzieren, um Ressourcen zu schonen – die der eigenen Mitarbeiter:innen, ökologische wie auch ökonomische.
DILO entschied sich deshalb bereits geraume Zeit vor der Pandemie für die Einführung eines globalen Learn-Management-Systems (LMS) und die Umwandlung der bestehenden Präsenztrainings in ein ganzheitliches Blended-Learning-Training.
Im Übrigen eine Entscheidung, die sich harmonisch in die aktuellen Weiterbildungstrends einfügt: Die jüngsten Ergebnisse der 15. Trendstudie „mmb Learning Delphi“ (2020/2021) zeigen, dass Blended Learning mehrheitlich als die zentrale Lernform für die nächsten Jahre gesehen wird.[1] Dabei stehen insbesondere Anwender- und Kundenschulungen auf Platz 1 der gefragtesten Lerninhalte.[2]
Spannend ist zudem, dass das Präsenzlernen durch den Einsatz von digitalem Lernen keineswegs als überflüssig eingestuft wird. Vielmehr erfährt das Präsenzlernen dadurch offenbar eine Aufwertung: „Etwas mehr als die Hälfte der ExpertInnen (51%) sehen Präsenzlernen als das neue ‚Premium-Lernen‘ an. [Man kann] Präsenzlernen, das ja bislang die Standardform des Lernens war, mit einem Live-Konzert vergleichen, bei dem man die Musik besonders genießt, während man ansonsten aber die meiste Zeit zum Musikhören Streaming-Dienste nutzt.“[3]
Die Spreu vom Weizen: Warum kann externe Unterstützung bei der Auswahl helfen?
DILO selbst hat in den letzten Jahren in anderen Tätigkeitsfeldern bereits Systeme bewertet, ausgewählt und eingeführt. Nichtsdestotrotz entschied das Projektteam, externe Unterstützung für die Auswahl des Learn-Management-Systems dazuzuholen. Ulrich Ammer begründet die Entscheidung so:
„Externe Unterstützung bringt neben den zusätzlichen Budgetkosten natürlich immer den Mehraufwand mit sich, dem/der externen Berater:in erst einmal erklären zu müssen, was man eigentlich will. Darin stecken aber zugleich auch einige Chancen, da man gezwungen ist, das eigene Bedarfsprofil noch einmal nachzuschärfen oder – wie auch bei uns geschehen – den kompletten Umfang noch mal von Grund auf neu zu definieren. Das Hinterfragen durch einen externen Partner hilft dabei, die eigenen Anforderungen zu reflektieren, zu konkretisieren und zu priorisieren. […] Auch profitiert man natürlich vom Erfahrungsschatz und vom Marktwissen.“
Tatsächlich ist es auch unsere Erfahrung bei kothes, dass es solchen Projekten oft guttut, dass wir ein wenig „außen stehen“. So entwickelt sich zum Beispiel auch häufig eine gewisse Rollenverteilung unter den Beteiligten – vor allem in gemeinsamen Terminen zwischen dem Kunden als potenziellem Systemkäufer, den Ansprechpartner:innen möglicher Systemanbieter und uns als systemneutralem Berater:
Unsere Kunden können sich in solchen Situationen getrost auf ihr Bauchgefühl konzentrieren, haben die Freiheit, vordergründig das Look-and-feel der Systeme zu bewerten, oder können ihre Energie schon früh in eine gute Kunden-Lieferanten-Beziehung mit den potenziellen Systemanbietern investieren. Die Prüfung der rationalen Anforderungen übernehmen währenddessen wir. Wenn es sein muss, springen wir dabei auch gerne mal in die Rolle des „bad cop“, legen den Finger in die Wunde und hinterfragen kritisch, ob es sich bei den präsentierten Funktionalitäten nur um ein glänzendes Versprechen handelt oder ob die Systeme das Versprochene auch wirklich halten können.
Der Wald vor lauter Bäumen: Wie findet man das passende Learn-Management-System?
Wer schon mal einen Blick auf den Markt der Systemanbieter für E-Learning geworfen hat, wird wissen: Die Auswahl ist riesig. Darunter das für die eigenen Anforderungen passende System zu finden, ist nicht immer ganz einfach. Daher entschieden wir uns im Rahmen des Projekts für ein mehrschrittiges Vorgehen, in dessen Verlauf wir die Anzahl passender Anbieter Stück für Stück einengen konnten:
Zu Beginn des Projekts erarbeiteten wir in einem gemeinsamen Workshop die wichtigsten Anforderungen an das System – DILO- wie kundenseitig – und definierten sogenannte ‚Knock-out-Kriterien‘. So entschieden wir uns beispielsweise recht schnell dafür, ausschließlich Systeme mit Serverstandort im europäischen Raum in Betracht zu ziehen, und bestimmten gemeinsam ein Set an Pflichtsprachen, in denen die Oberfläche des Systems auf jeden Fall verfügbar sein muss. Die restlichen weit über 100 Anforderungen priorisierten wir in einem Anforderungskatalog. Mit diesen Must-haves (z. B. eine Anbindung an MS Teams) und Nice-to-haves (z. B. ein integriertes Bezahlsystem) als Basis startete unser Berater:innenteam die Recherche nach geeigneten Systemen, trat stellvertretend mit den jeweiligen Softwareherstellern in Kontakt und traf so eine erste Vorauswahl für DILO.
Diese Liste geeigneter Anbieter reduzierte sich mit jedem weiteren Schritt im Auswahlverfahren, beginnend mit der Auswertung der an die Systemhersteller ausgegebenen Anforderungsspezifikation, bei der auch „softe“ Kriterien wie Zuverlässigkeit, Erreichbarkeit oder Engagement Berücksichtigung fanden. Es folgten Produktpräsentationen der spannendsten Anbieter und die Vorstellung eines möglichen Zeitplans für die Implementierung. Schließlich führten wir einen umfangreichen Pilottest durch, in dem das Trainer:innenteam von DILO durch die Arbeit im Testsystem nicht nur ein besseres Gespür für das Look-and-feel bekam, sondern vor allem auch auf Herz und Nieren prüfen konnte, ob sich das geplante didaktische Konzept mit dem System realisieren lässt – denn das System ist letztlich ja nur das Werkzeug. Die eigentliche Raffinesse steckt in den Inhalten, den Methoden und dem didaktischen Design.
Alte Zöpfe abschneiden: Wie geht man Blended Learning didaktisch richtig an?
Für DILO stand schon zu Projektbeginn fest, dass sie ihre Trainings ‚blended‘ anbieten wollen, das heißt in einem Mix aus digitalen Trainingseinheiten, die die Lernenden selbstständig am Laptop oder Smartphone bearbeiten, und analogen Trainingseinheiten, die zusammen mit einem/einer Trainer:in von DILO entweder live vor Ort oder in der aktuellen Situation auch häufig als Live-Webinare stattfinden.
Der Vorteil dieses Mixes ist, dass man das Beste aus beiden Welten kombiniert: Mit den im LMS bereitstehenden E-Learnings können die Teilnehmenden in ihrem eigenen Tempo lernen und bei Bedarf Themen beliebig oft wiederholen. Die Teilnehmenden setzen sich dadurch eigenständig mit dem Lernstoff auseinander und können das Gelernte im Anschluss an ihrem Arbeitsplatz direkt anwenden. Auf diese Weise erworbenes Wissen ist in der Regel sehr nachhaltig. Zudem hat der Einsatz von E-Learning ganz pragmatische Vorteile: Viele Teilnehmer:innen können parallel geschult werden und das zeit-, orts- und sprachunabhängig. Gerade für DILO, die ihre Trainings weltweit anbieten, ist es ein großer Vorteil, wenn Hemmnisse wie Zeitverschiebungen reduziert werden.
In den Live-Terminen hingegen lernen die Teilnehmenden vor allem durch den sozialen Austausch mit anderen, durch den Dialog mit dem/der Trainer:in und Diskussionen in der Gruppe. Hier bietet sich die Chance, Fragen zu stellen. Situative Unklarheiten werden so schnell beseitigt. Gerade bei Anwendungswissen zu technischen Produkten ist es zudem wichtig, auch ein haptisches Training zu ermöglichen, damit die Handhabung getestet werden kann und die Lernenden ein besseres Gespür z. B. für Gewicht, Größe und Material der Geräte bekommen.
Die didaktische Expertise der Trainer:innen bei DILO war durch die jahrelange Erfahrung in den Kundentrainings bereits sehr ausgeprägt. Über das didaktische Know-how zur Umsetzung von Blended Learning verfügten bis dato allerdings die Wenigsten. Insbesondere die Verteilung von Lerninhalten auf die unterschiedlichen Trainingsformate oder die Ausgestaltung von E-Learning-Modulen fällt vielen guten Trainer:innen zumindest anfangs oft schwer.
© DILO Armaturen und Anlagen GmbH
Parallel zur Auswahl des Learn-Management-Systems berieten wir DILO daher auch bei der Konzeptionierung ihrer zukünftigen Trainings. In einem Workshop setzten wir uns mit der Frage auseinander, wie das Zusammenspiel aus verschiedenen Trainingsformaten am besten umgesetzt werden kann. Das Ergebnis ist ein rund 30-seitiges didaktisches Konzept, das als eine Art Leitfaden für die Entscheidungsfindung dient.
Darin finden sich zum Beispiel Hilfestellungen für folgende Fragen:
- Wie gliedert man einen komplexen Lernstoff in kleinere Einheiten?
- Wie definiert man für die einzelnen Trainingseinheiten die passenden Lernziele?
- Wie entscheidet man, ob ein Lernziel besser in einem Präsenztraining oder über den digitalen Lernweg erreicht werden kann?
- Welche Medien und Methoden eignen sich für die Wissensvermittlung im E-Learning?
- Wie kann eine regelmäßige Wissenssicherung durchgeführt werden? Wann ist der richtige Zeitpunkt, um einmal Gelerntes wieder aufzufrischen?
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Wie müssen Lernerfolgskontrollen erstellt werden?
Wo ein Wille, da ein Weg: Wie blickt DILO auf das Projekt und die Zusammenarbeit mit kothes zurück?
Zu Beginn des Projekts formulierten unsere Ansprechpartner, Ulrich Ammer und Axel Schuler, ein klares Ziel: „Heute in einem Jahr können wir unseren Kunden ein erstes Training im neuen Learn-Management-System anbieten.“
Und das ist gelungen: Innerhalb eines Jahres hat DILO nicht nur ein LMS ausgewählt, gekauft und implementiert, sondern parallel dazu auch ein für ihre Produkte und die individuelle Kundenstruktur passendes didaktisches Konzept entwickelt. Das DILO-Trainingsteam formierte sich in diesem Zusammenhang neu, schuf die benötigten Redaktions- und Übersetzungsprozesse und erstellt nun parallel zu den wieder live stattfindenden Trainingskursen auch digitale E-Learnings und Webinare. Eine wirklich sportliche Leistung, auf die – unter uns gesagt – auch wir bei kothes ein bisschen stolz sind!
Natürlich haben wir es uns nicht nehmen lassen, bei DILO nachzuhaken, wie sie die Zusammenarbeit mit kothes rückblickend bewerten:
„Das Projekt wurde sehr professionell und effizient bearbeitet. Die Milestones wurden pünktlich erreicht, die Aufteilung der einzelnen Projektschritte war schlüssig und die Zielvorgaben hinsichtlich Zeit, Inhalt und Kosten wurden ebenfalls eingehalten. Die Zeitschiene war immer knapp angesetzt und hat kothes bestimmt auch vor die ein oder andere Schwierigkeit gestellt, aber die Kapazitäten wurden gut und richtig geplant. Auch die positive Einstellung und die Freude am Projekt auf kothes-Seite hat ebenfalls zum guten Gelingen beigetragen.“
In der Tat: Wir hatten wirklich Freude an diesem Projekt und möchte uns an dieser Stelle noch einmal herzlich bei allen Mitwirkenden von DILO bedanken. Es war blende(n)d!
[1] mmb Learning Delphi 2020/2021, Seite 7
[2] mmb Learning Delphi 2020/2021, Seite 13
[3] mmb Learning Delphi 2020/2021, Seite 11