Der Idealzustand einer Terminologiedatenbank ist erreicht, wenn jede Benennung genau eine Bedeutung hat und für jede Bedeutung genau eine Benennung festgelegt ist. Da dies aber nicht dem "natürlichen" Zustand einer lebendigen Sprache entspricht, müssen Terminolog:innen hier manchmal etwas nachhelfen.
URLAUB, der; Subst. m.
Der Sommer ist lang vorbei, die Feiertage stehen vor der Tür. Es ist Zeit für Urlaub! Passender wären aber Ferien (von lat. feriae, Feiertage, Ruhetage), denn die hängen etymologisch tatsächlich mit feiern zusammen. Der Ursprung von Urlaub kann dagegen über mehrere Schritte bis ins Althochdeutsche zurückverfolgt werden (damals noch urloub oder urlub) und bedeutete ursprünglich einfach "Erlaubnis". Schon im Mittelhochdeutschen wurde diese Bedeutung eingeschränkt auf die "Erlaubnis, sich zu entfernen", was der heutigen Bedeutung "arbeitsfreie Zeit" noch sehr nahe kommt. Darüber hinaus ist Urlaub aber natürlich auch die Reise, die man möglicherweise während des Urlaubs antritt. Sie bemerken jetzt vielleicht, dass hier kein großer Unterschied besteht, was die Grundbedeutungen von Urlaub und Ferien angeht. Man könnte sogar von Synonymen sprechen, aber so einfach ist es nicht.
Synonymie ist ein Spektrum, an dessen einer Seite eine sehr strikte Interpretation dieses Konzepts steht: Demnach ist ein Wortpaar synonym, wenn es sich in allen möglichen Kontexten austauschen lässt, das heißt, wenn es in allen seinen Unterbedeutungen, Konnotationen und Wertungen identisch ist. Man kann sich denken, dass strikte Synonymie in natürlichen Sprachen praktisch nicht vorkommt – im Deutschen werden hier meist nur "Zündholz/Streichholz" und "Aufzug/Fahrstuhl" als Beispiele genannt. Sprache ist da ökonomisch: was keinen Mehrwert hat, verschwindet früher oder später. In Richtung der anderen Seite fächert sich das Spektrum aber sehr breit auf: Nach der partiellen Synonymie kann ein Wortpaar auch dann als synonym angesehen werden, wenn sich die Wörter in ihrer mitklingenden Wertung, in ihrer stilistischen Ebene oder auch in Teilbedeutungen unterscheiden. Unter Letzteres fallen auch Ferien und Urlaub.
In dieses Spannungsfeld kann man auch in der Terminologie der Technischen Dokumentation geraten. Ziel der Terminologiearbeit ist, keine Synonyme in den Dokumenten zu verwenden, damit alle Benennungen eindeutig einer Bedeutung zuzuweisen sind. Aber wo fängt Synonymie an? Wann meint eine Benennung das Gleiche, Fast-das-Gleiche, Vielleicht-doch-was-anderes? Bei Bauteilen und ähnlich "greifbaren" Dingen sollte dies kein Problem sein, aber z. B. bei Softwareoberflächen fängt das Problem schon an: Ist ein Reiter das Gleiche wie ein Tab, ein Register, eine Menükarte? Hier sind in vielen Fällen Einzelfallentscheidungen in Bezug auf Wort und "Kundensprache" gefragt. Wir unterstützen dabei gerne – sowohl bei grundsätzlichen Fragen ("Ist Ferien das Gleiche wie Urlaub?") als auch bei der Dokumentation solcher Fälle in einem Terminologieverwaltungssystem wie z. B. TermWeb.
Im Fall von Ferien und Urlaub ist Ihnen das aber wahrscheinlich herzlich egal. Wir wünschen Ihnen schöne Ferien!