Heutzutage sind elektronische und digitale Medien bei der Vermittlung von Wissen schon beinahe Usus – ob in der Schule, an der Universität oder im Unternehmen. Selbst Vereine und ehrenamtliche Verbände wie Feuerwehren haben Online-Trainings bereits für sich entdeckt: von Grundlagenschulungen im Brandschutz über Tutorials zur Gefahrstoffkunde bis hin zu begleitenden Unterlagen bei Gruppen-, Zug- oder Verbandsführerlehrgängen.
Ist es nicht bemerkenswert, dass gerade Feuerwehren, deren gesamte Organisation auf Aspekten wie Gemeinschaft und Teamgeist basiert, sich dafür entscheiden, Lehrgänge online abzuhalten? Schließlich lernt dabei doch jeder für sich allein, zuhause im stillen Kämmerchen. Wie soll man sich da austauschen über die Erfahrung aus zurückliegenden Einsätzen? Außerdem ist es doch gerade in der Einsatzvorbereitung unabdinglich, mit dem Trupp-Partner gemeinsam zu lernen, ihn besser kennenzulernen und Dinge gemeinsam zu erarbeiten, um im Ernstfall als gut eingespieltes Team agieren zu können.
Alles richtig – keine Frage. Und doch: E-Learning ist so populär wie nie zuvor. Die Zeit der Vorurteile, als E-Learning noch als ein Symbol für den Rückzug aus der menschlichen Kommunikation abgestempelt wurde, ist vorbei.
Zu verdanken ist das u. a. ausgefeilten didaktischen Konzepten, cleveren, interaktiven und ästhetisch ansprechenden Tools und vor allem der Tatsache, dass man erkannt hat, dass es bei E-Learning nicht um ein Entweder-oder geht. Es geht nicht darum, Präsenzveranstaltungen zu ersetzen, sondern darum, diese zu unterstützen, vorzubereiten oder zu ergänzen und im besten Fall zu bereichern. Es geht auch nicht um getrenntes Lernen, sondern darum, die Lerneinheiten dem individuellen Lerntempo und einem individuellen Zeitplan anzupassen. Und es geht darum, sich über das Gelernte auszutauschen: in Blogs, Wikis, Foren und Diskussionsrunden, zu jeder Zeit und an jedem Ort.
Moderne Lernformen wie Blended Learning bieten einen optimalen Nährboden für Synergien aus gruppendynamischen Prozessen in Präsenzveranstaltungen und asynchronem Lernen in der virtuellen Welt. So wird aus dem Entweder-oder vielmehr ein Sowohl-als-auch (wenn nicht sogar ein Nonplusultra).
Der Grund, wieso Feuerwehren immer häufiger auf virtuelles Lernen setzen, ist einfach: Die Mitgliederzahlen sinken, die Anforderungen an die Feuerwehrleute hingegen steigen und das spezifische Themenwissen konzentriert sich auf einzelne Wissensträger. Vor diesem Hintergrund gewinnt es zunehmend an Bedeutung, das Wissen der vielzähligen Fachbereiche zu sichern und zugänglich zu machen. Das reicht vom Anwendungswissen zu Funkgeräten und Wärmebildkameras über Taktiktraining beim Einsatz in Industrieanlagen bis hin zu Softskills wie Gesprächstechniken bei der Betreuung von Verletzten, Stressresistenz in Krisensituationen und Teamführung.
Der Grund, wieso Unternehmen immer häufiger auf virtuelles Lernen setzen, ist ganz ähnlich: Das Wissen einzelner Abteilungen soll erfasst, vernetzt und frei zugänglich werden. Mitarbeiter unterschiedlicher Standorte sollen übergreifend, im Bestfall international, und in einheitlichen Inhalten geschult werden. Der Anstoß, unternehmensweit ein E-Learning-System zu etablieren, kann dabei von unterschiedlichen Seiten kommen: Sei es vom Personalwesen, das im Zuge der Mitarbeiterentwicklung eine Basis für die Umsetzung von Jobrotation schaffen möchte. Sei es vom Vertrieb, der sicherstellen möchte, dass die Kunden international auf einem vergleichbaren Niveau beraten werden, oder sei es von der IT, die für neue Software und Apps Tutorials konzipieren will, um die firmeninternen Supportanfragen zu reduzieren.
Die Idee dahinter bleibt letztlich die gleiche: Wissen muss geteilt werden, um seinen Wert zu entfalten, und es muss weitergegeben werden, um sich zu vermehren.